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"Die
Welt" am 07.12.2001
Kindheitserinnerungen
auf die Leinwand gebannt
Leute
von Welt
Von Gesine Jordan
"Als
ich klein war...." hieß die Aktion von Unicef
und 15 Stars, wie Nicki Lauda, Frank Elstner,
Katarina Witt, Udo Jürgens oder Sabine
Christiansen, hatten zum Pinsel gegriffen und ihre
Kindheitserinnerungen auf die Leinwand gebannt. In
der Galerie Baumgartl Am Platzl wurden die 15
Star-Gemälde von Gerhard Schmitt-Thiel als
Auktionator versteigert und brachten sagenhafte
174.000 Mark ein. Kein Wunder, denn das war kein
peinliches Gekrakel, schließlich hatte jeder VIP
einen großen Maler als Helfer zur Seite. So
pinselte Heiner Lauterbach mit Sophie Rank, Blacky
Fuchsberger mit Luis Murschetz und Suzanne von
Borsody mit Bernd Zimmer. Das abstrakte Werk der
Schauspielerin brachte 20.000 Mark, das Höchstgebot
bekam jedoch das Bild von Sir Peter Ustinov: für
47.000 Mark ersteigerte ein Unbekannter die
Kinderwagen-Erinnerung. Beim bieten dabei: Nina Ruge,
Reimer Claussen, Alexander Liegl, Otto Retzer, Hans
Schröder und Bob Arnold sowie Ulrich und Karen
Scheele.
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SZ
vom 05.12.2001
Szenario
Buddha
lächelt
Versteigerung
in der Galerie Andreas
Baumgartl – 15 Künstler
und Sportler griffen für
Unicef zum Pinsel
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Lauterbach
ist not amused. Der Clown mit Schweinsnase, den er
in zweistündiger Arbeit mit Unterstützung der
Malerin Sophie Rank auf die Leinwand gepinselt hat,
hängt peinlich lange bei 5000 Mark fest. Verstörte
Blicke zu Ehefrau Viktoria im rotbraunen
Lederschlauch, die auf ihren Stiletto-Stiefeln
zappelt. Dabei hat der Schauspieler im 500-köpfigen
Galerie-Gedränge gerade noch verkündet, welche
Affinität zum Clown er schon als Kind verspürt
habe. „Nicht zu halten war er, wenn der Zirkus in
die Stadt kam!“, animiert Auktionator Gerhard
Schmitt-Thiel.
„Sechs Monate ging er auf eine Zirkusschule in
Paris!“ Das schnieke Publikum in den roten
Ledersitzen stellt sich tot, auch aus dem
Stehplatz-Pulk schnellt Uwe Ochsenknechts Hand nur
empor, weil er sich unbedacht durchs Resthaar
streichen will – jede Zuckung kann teuer werden an
diesem Abend, an dem in der Galerie Andreas
Baumgartl die gemalten Kindheitserinnerungen von 15
VIPs für Unicefs Afghanistan-Hilfe versteigert
werden. Internet und Telefon stehen still; von der
Staffelei blickt traurig der Clown. Darf’s wahr
sein?
10000 Mark gab’s für Frank Elstners und Salomes
Theatergarderobe in Öl, für genauso viel
ergatterte Autorin Susanne Späh Ralf Bauers
„Indianer“, und erst Suzanne von Borsody, die im
Malerkittel herumspringt: 20000 für ihre und Bernd
Zimmers Wüstenlandschaft! „Ohne Heiners Mitarbeit
würde das Bild 10000 kosten“, versucht es
Schmitt-Thiel noch einmal, den Gästen wird ein
wenig Wein gereicht. Tja, mehr als 6000 sind nicht
zu holen – und das Ehepaar Lauterbach ward nicht
mehr gesehen.
Weshalb den beiden, die im Geiste ohnehin bereits
bei ihren weihnachtlichen Flitterwochen in Südafrika
und Mauritius weilen, so mancher Höhepunkt entgeht:
die krakelige Schloss-Ansicht Gloria Fürstin von
Thurn und Taxis’, Nina Ruges „Prinzessin neben
der Erbse“, die sie für 14000 Mark an den Mann,
äh, Ehemann bringt: Wolfgang Reitzle hat über
einen Strohmann mitgeboten.
Die Zeitungsschnipsel-Collage des Sängers Sasha,
Veronica Ferres’ Koalabären und jene
Filzstift-Zeichnung von Peter Ustinov am Ende,
welche die Stimmung auf den Siedepunkt und den
Auktionserlös auf insgesamt 174500 Mark treibt: Die
Tausender fallen im Sekundentakt, bei 25000 wirft
Schmitt-Thiel Kusshände, bei 45000 kippt ein Glas
vom Tisch: 47000 Mark!
Das darf’s auch sein bei dieser hinreißenden
Kindheitsszene, auf der sich drei Anverwandte mit
einer Rassel verzückt über Mini-Peter im
Kinderwagen beugen. Damals wurde er der „lächelnde
Buddha“ genannt – war er doch so lieb, dick und
rund, dass seine Mutter nie wusste, wo oben und
unten war, wie der Künstler ausrichten lässt.
Heute mit 80 ist er Sir, vielsprachig, immer noch
rund – und kann, zum Neidwesen aller anderen
Schauspieler, malen.
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[Original]
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174500
Mark für Kinder in Not
15
Promis hatten gemalt -
jetzt wurden ihre Bilder
für die
UNICEF-Aktionder tz
versteigert:
Es war der Abend der
Gewinner: Gewonnen haben
die 15 Promis, deren
Bilder für UNICEF
versteigert und von
allen bestaunt wurden.
Gewonnen haben auch die
neuen Besitzer: Wer kann
schon einen original
Ustinov sein Eigen
nennen? Am meisten aber
haben die Kinder in
Afghanistan gewonnen.
Denn ihnen kommt der Erlös
der Versteigerung
zugute: fabelhafte
174500 Mark. Was waren
das für wunderschöne
Bilder! Unter dem Motto
„Als ich klein
war…“ hatten
Musiker, Moderatoren,
Sportler und
Schauspieler
Kindheitserinnerungen
gemalt, unterstützt von
namhaften Künstlern wie
Ugo Dossi oder Salome.
„Das ist ein richtiger
Seelenstriptease
geworden“, freute sich
Nina Ruge über die ganz
persönlichen Bilder. Am
Montagabend wurden sie
in der Galerie Andreas
Baumgartl zugunsten der
Afghanistanhilfe von
UNICEF versteigert.
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600 Gäste
waren gekommen. Im rappelvollen Auktionsraum überschlugen
sich die Gebote. Besucher, die keinen Platz mehr
fanden, konnten über eine feste Telefonleitung auch
aus den oberen Räumen mitsteigern. Selbst im
Internet konnte man die Auktion live verfolgen.
Die
Stars des Abends waren die Bilder von Sir Peter
Ustinov und Suzanne von Borsody. Die Schauspielerin
hatte traumhafte Rot- und Gelbtöne auf die Leinwand
gelegt. In ihren Malerklamotten sprang sie voller
Freude über den Erlös ihres Bildes durch die
Galerie. Ihr Mal-Partner, der Künstler Bernd
Zimmer, schwärmte in höchsten Tönen von Suzannes
Talent.
Stolz
darf auch Nina Ruge sein: Die Malaktion war ihre
Idee. Ihr eigenes Bild „Die Prinzessin neben der
Erbse“ kam für 12000 Mark unter den Hammer. Neuer
Besitzer ist ihr Mann Wolfgang Reitzle. Der konnte
zwar zur Versteigerung nicht kommen, ließ das Bild
aber über einen Freund ersteigern – ohne dass
Nina es wusste.
Auch
Claudia Graus, UNICEF-Statthalterin in München,
nutzte die Versteigerung, um ein Weihnachtsgeschenk
zu kaufen. Sie ersteigerte für ihren Mann Herbert
Graus das Bild von Joachim Fuchsberger, für 10000
Mark. Es zeigt den kleinen Blacky in einem BMW Dixi;
„und mein Mann ist doch so ein Oldtimer-Fan“,
erzählte Claudia Graus. Auch das Bild von Popstar
Sasha brachte eine Menge Geld ein. Die wilde Collage
mit Eindrücken aus seiner Kindheit ging für 15000
Mark an Dunja Siegl. Sie wollte ursprünglich das
Bild von Katja Flint, hörte aber ihrer Freundin
Sabina Frohwitter zuliebe mit dem Bieten auf; die
bekam den Flint für 6500 Mark.
Noch
einmal so viel brachte das Bild von Udo Jürgens: Es
ging für 13000 Mark an den Bauunternehmer Anton
Schrobenhauser. Ein Bild ergattert haben ferner:
Frank Elstner (via Telefon sein eigenes), Susanne Späh
(Ralf Bauer), Heinz Nowotny (Niki Lauda), Beatrix
Millies (Fürstin Goria). Gemalt hatten außerdem
Katarina Witt, Veronica Ferres und Sabine
Christiansen; auch ihre Bilder wurden versteigert.
Weil
die Malaktion gesponsert wurde, vom Porto für die
Einladungen (durch die Post) über die PR-Arbeit
(Hotel Kempinski) bis hin zum Catering (Do &
Co), geht der Erlös fast ohne Abzüge an die
tz-Aktion für UNICEF; das Kinderhilfswerk wird
davon einen Teil seiner Nothilfe in Afghanistan
finanzieren.
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Stern,
Ausgabe am 29.11.2001
Freischaffende
Künstler |
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Mit
fachkundiger Hilfe
malten 15
Prominente ihre
Kindheitserinnerungen
- für die Unicef-Aktion
"ALS ICH
KLEIN WAR" |
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Ein Foto aus Kindheitstagen: Das kleine Mädchen
lacht. Seine roten Schuhe passen perfekt zum
Mantel und zur Farbe des Regenschirms. Was
sagt uns dieses Bild? Erstens: Offensichtlich
wurde Nina Ruge der Sinn für Mode schon in
die Wiege gelegt. Zweitens: Schirm-Herrin zu
sein gefiel der Moderatorin schon früher.
Heute spielt sie diese Rolle wieder - diesmal
als Unicef-Botschafterin
für eine originelle Aktion: Unter dem Titel
"Als ich klein war..." malten 15
Prominente, unterstützt von deutschen Künstlern,
ihre Kindheitserinnerungen. Niki Lauda
zeichnete sein Elternhaus, Sir Peter Ustinov
skizzierte ein Selbstporträt im Kinderwagen,
Heiner Lauterbach ein Gesicht mit Ferkelnase.
Und Nina Ruge? Malte sich als Prinzessin und
als Clown - zwei Seelen, ach, in ihrer Brust!
Alle Kunstwerke werden am 3. Dezember in der Münchner
Galerie von Andreas Baumgartl versteigert. Der
Erlös soll Kindern in Afghanistan helfen. Über
das Internet-Auktionshaus Ebay können
Interessierte online mitbieten. |
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@ DIE AKTION IM INTERNET
http://members.ebay.de/aboutme/
galerie_andreas_baumgartl Alle Bilder der
Prominenten zur Ansicht und zum Mitbieten
Bildunterschrift: Schirmherrin: Nina Ruge,
45, mit Maler Hans Bachmayer vor der
"Prinzessin neben der Erbse" - und
als Kind / Malstunde: Schauspieler Heiner
Lauterbach, 48, schuf mit der Künstlerin
Sophie Rank ein buntes Gesicht /
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Frankfurter
Allgemeine Zeitung Nr.
132 09. Juni 01
Gestalten,
die wiederkehren: Der
späte Karl Hofer bei
Baumgartl in München
"Da war ein Mensch, der mit einem umgrenzten
Traum von Schönheit und
einer Vision des
Klassischen begann; und
dann war es das
Auftreffen auf die
Wirklichkeit, die diesen
Traum zerschlug"
Mit diesen Worten
beschrieb Werner
Haftmann den Maler Karl
Hofer und sein von
angeknacksten Idealen
gezeichnetes Werk.
1878 geboren und 1955 gestorben, erlebte Hofer die
beiden großen Kriege, zwei Nachkriegszeiten,
Internierung, die Ächtung und Verfolgung eines
"Entarteten" und, im März 1943, eine
Berliner Bombennacht, die mit seinem Atelier
hundertfünfzig
Gemälde und unzählige Zeichnungen
zerstörte.
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Hofer bezog ein provisorisches Quartier
in Babelsberg und malte von neuem, malte gegen den
Verlust: Über hundertsiebzig Bilder zwischen Juni
und Jahresende. Auf seine Art malt Hofer auch den
Krieg, umschrieb ihn mit. Mahnern, Rufern und Wächtern
in Ruinen und Dunkelheit, ausgezehrten und
hoffnungslosen Gestalten, doch vor allem erinnert er
sich der schon vor langer Zeit gefundenen Motive. Er
holt seine Badenden zurück und die Liebespaare, läßt
die Mädchen auferstehen und die Frauen bei kleinen,
stillen Verrichtungen, er blickt nach vorn mit ihrer
Hilfe.In der Münchner Galerie Andreas Baumgartl hat nun
Gerd Köhrmann, als Verwalter des Nachlasses, eine
große Ausstellung mit zum Teil noch nie gezeigten
Bildern des Spätwerkes aus dem ehemaligen Besitz
der Witwe des Künstlers bestückt. Bis zum Schluß
scheinen Hofers Menschen wie auf einem anderen
Stern, entrückt und in sich versenkt. So blieben
sie ihm über die Jahrzehnte, oder kamen doch immer
wieder. Nur veränderte die Wirklichkeit ihren
Ausdruck. Melancholie umflort sie, und die schmalen,
kantig gewordenen Körper mit ihren eckigen Gesten
erfaßt zuletzt lineare Zeichenhaftigkeit. Nicht
immer vermag man darin das Abstraktionsvermögen des
erfahrenen Künstlers zu bewundern. Zu deutlich
klingt dann und wann ein "A la Picasso" an
oder ein anderes Experiment mit der fortschreitenden
Moderne, das bei dem über siebzigjährigen,
ausgewiesenen Meister eher rührt als fesselt. Doch
gibt es manches Meisterwerk in ungewohnt frischer
Palette. Und was sich etwas abgenutzt
"ungebrochene Schaffenskraft" nennt,
gewinnt in Hofers Spätwerk überzeugenden Sinn.
Unsere Abbildung zeigt "Drei Mädchen" aus
dem Jahr 1954, beziffert mit 150000 Mark. (Bis 23.
Juni. Der Katalog kostet 50 Mark.) BRITA SACHS
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Weltkunst/Heft
5
Karl Hofer
München - Im historisch
renovierten Orlando-Haus
am Platzl hat Andreas
Baumgartl im letzten
Jahr Münchens wohl
größte Galerie - 600
qm über drei Etagen -
in schönst
vorstellbaren
Räumlichkeiten
eröffnet. Neben dem
Schwerpunkt
zeitgenössischer Kunst
nach 1945 soll aber auch
die Kunst des gesamten
20. Jh. hier ein Forum
haben.
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"Karl
Hofer - Wiedergewonnene Verluste", lautet der
Titel der zur Zeit laufenden Ausstellung mit 41
Ölgemälden der letzten zwölf Jahren von 1943 bis
1955. Aus dem Nachlaß der Witwe Hofers waren nur
einige der Werke bereits öffentlich zu sehen, auf
dem Markt werden sie erstmalig angeboten. Hofer war
als einer der wenigen Künstler trotz der Verfemung
durch die Nazis auch während des Krieges in Berlin
geblieben und verlor 1943 durch die Zerstörung
seines Ateliers einen Großteil seiner Bilder. Kurz
danach begann Hofer wieder zu malen und nahm dabei
die früheren Themen wieder auf. Der Künstler
betrachtete dies nicht als einfaches Wiederholen -
kritisches Hinterfragen und Variieren von
Schlüsselmotiven bestimmten Hofers gesamtes
Schaffen -, sondern als "Neugestalten" und
Verdichten der Aussage.
Das Portrait von Hofers zweiter Frau Elisabeth ist
1943 in einem dem Ehepaar als Unterkunft dienenden
Nervensanatorium entstanden. Neben Akten, Paaren,
Landschaften, Architekturansichten und Stilleben
finden sich auch Masken, Harlekine und Clowns unter
Hofers Motiven. Der freundlich-zärtliche
"Clown mit Hund" von 1949 gehört zu den
in der späten Zeit positiver besetzten Figuren
dieser Art.
Der auf ein Bild von 1913 zurückgehende "Mann
mit grüner Fahne" von 1952 erlaubte Hofer im
Motiv er Fahne die Auseinandersetzung mit abstrakten
Formen, ohne gegenstandslos zu werden. Hofers Sicht
einer konfliktreichen Zeit und beklemmenden Zukunft
drückt sich in der "Nächtlichen Szene !"
von 1954 aus, während das immer wieder auftauchende
friedlich intime Motiv des "Liebespaars"
als trostspendender Ausgleich im selben Jahr
wiederkehrt. Ebenfalls 1954 entstanden sind die
gemeinsame Stärke und stille Abwehr nach Außen
übermittelnde Gruppe der "Drei Mädchen"
und die vor kräftig farblich abgestimmtem
Hintergrund posierende "Tänzerin". Das
"Heilig Nüchterne" von Hölderlins
Gedicht "Hälfte des Lebens" scheint sich
in den Farben und einer stillen Melancholie der
"Zwei am Strand" von 1953 zu übertragen,
während die "Schießbude" aus demselben
Jahr eine für Hofer außergewöhnliche Dynamik in
Bildaufbau und Farbgebung besitzt.
Die Parallelität von Leid und Freude, Bedrückung
und Hoffnung in diesen Arbeiten Hofers spiegelt die
Stimmung der Nachkriegszeit wider. Lange von der
Kritik zurückhaltend beurteilt, erfährt das
Spätwerk mit seiner ungebrochenen Vitalität,
seiner Reduktion auf Wesentliches und intensiven
Farbigkeit jedoch seit der Berliner Retrospektive
von 1978 immer mehr Anerkennung.
"Ich besaß das Romantische, das Klassische
habe ich gesucht", so hat Karl Hofer einmal das
klassisch zeitlose Wesen seiner Werke definiert, in
denen das formale Äußere und der geistig-seelische
Inhalt eine Einheit bilden sollten. "eine
heilige Mitte, aus der alles kommt".
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Handelsblatt Freitag/Samstag 11./12.05.2001 - Nr. 91
Das Spätwerk von Karl Hofer in München
Qual und Aufschrei
Aus dem bisher von Gerd Köhrmann verwaltetem Nachlass Kar Hofers (1878 - 1955) stammen die
43 Ölbilder der Jahre 1943 bis 1953, die von der Galerie Andreas Baumgartl zusammen mit mehreren
Grafiken und einem Aquarell gezeigt werden.
Gleichzeitig sind Werke Hofers in der Galerie Thomas zu sehen.
MÜNCHEN. In der Kölner Galerie Brukunst, aus der er 1987 nach fast 22 Jahren ausschied, realisierte
Köhrmann - inzwischen Inhaber der Urherberrechte - von 1967 bis 1984 gemeinsam mit Irene Gerlin
insgesamt sieben Hofer Ausstellungen, 1972 und 1975 mit zuvor noch nie öffentlich gezeigten Werken
aus dem Besitz der Witwe des Künstlers, der jetzt auch in München von Baumgartl und dessen Partner
Franz Freiherr von Rassler herangezogen wurde.
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Da Hofer bereits in den 30er-Jahren auf visionäre Weise den Untergang der Städte, die Not und Angst, die
Verzweiflung und Ausweglosigkeit der Menschen darzustellen wusste, brauchte er seine zentralen Themen
nicht zu ändern, als die Prophetie der Katastrophen zu bitteren Realität geworden war. Nach der Zerstörung
seines Ateliers vom 01.03.1943, bei der 150 Gemälde und ungezählte Zeichnungen in Flammen aufgingen,
malte Hofer vom Juni bis Ende des selben Jahres in seinem provisorischen Quartier in Babelsberg genau 174 Bilder,
in den er weiterhin seine bisherige Thematik verfolgte. Köhrmann betonte diese Aspekte der Qual und des Aufschreis,
in unmittelbarer Nähe zur entstandenen Wirklichkeit, 1992 in seinem Katalogaufsatz zur Hofer Ausstellung der Galerie
Schlichtenmaler. Die Steigerung der Farbigkeit während der letzten Lebenjahre wird als Verdichtung zur Form der Figur
gesehen, ohne dass die Figur stets den eigentlichen Grund für die Darstellung bot. Späte Hauptwerke sind in München "Der Trommler"
von 1953 (180.000 DM) und "Die nächtliche Szene 1" von 1954 (250.000 DM), der "Clown mit Hund" von 1949 (170.000 DM), "Paar 1" von 1951 (185.000 DM) und die "Rednerin" von 1954 (145.000 DM) als späten Marées-Nachklang malte Hofer 1953 "Junge mit Pferd" (170.000 DM),
1954 drei farbig koturierte weibliche Akte als Einzelfiguren (140.000 DM, 160.000 DM, 140.000 DM), "Drei Mädchen" (150.000 DM)
vereinen sich zum Sinnbild einer bemüht graziösen Harmonie. Zu den wenigen figurenlosen Bildern gehören "Eine Mondnacht" mit kahlem
Baum und bleichen Häusern (120.000 DM), eine "Landschaft mit Wasserrad" von 1949 (140.000 DM) und stark abstrahiertes
"Stillleben mit Vase und Fenster" von 1953 (130.000 DM). Knapp und gültig formuliert wurden eine "Stehende mit Tuch" (150.000 DM)
und die kantig hinterfangene Sitzfigur einer "Dienstmagd" (130.000 DM). Erdig verrieben wie eine altes Fresko erscheint 1947
ein "Akt am Fenster" (135.000 DM). Der verknappende, auf Fernsicht angelegte, flächig-schematisierende
Charakter einer stark
konturierenden Wandmalerei bestimmte Hofers Spätwerk ebenso wie ein erneuter Aufruf zur Monomentalität einer für die Öffentlichkeit
bestimmten Kunst - In einer Zeit anhaltender Bedrohung. Wer Vergleiche zu weiteren Werken Karl Hofers anstellen möchte, kann in der
Galerie Thomas (Maximilianstrasse 25) der Häuser- und Bäumegruppe "Der Kirchhügel" von etwa 1922 begegnen (194.000 DM), der
Klassizität dreier weiblicher Akte als "Badende" von 1945 und einer "Vase mit Sonnenblumen" von 1947 (165.000 DM).
Erneut gezeigt wird hier die Repräsentative Tischgesellschaft "Der Geburtstag" von 1943 - wegen einer privaten Reservierung ohne
Preisangabe. (In der Galerie Baumgartl bis 23. Juni, in der Galerie Thomas bis 16. Juni)
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SZ
Nr. 96 April/2001
SZ
Galerie - Tipp
Einer
der fast vergessenen
Maler der deutschen
Moderne:
Der 1878 in Karlsruhe
geborene und 1955 in
Berlin gestorbene Karl
Hofer. 1934 bekam der
Zeitgenosse von Max
Beckmann Malverbot.
Allerdings blieb er im
Lande. Seine Bilder
wurden aus den Museen
entfernt und 1943
brannte zu allem
Überfluss auch noch das
Atelier mit der gesamten
Produktion der
Kriegsjahre aus.
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Zwar
erfuhr der Künstler
1945 eine gewisse Rehabilitation durch die
Berufung zum Direktor der Berliner Akademie. Aber in
Zeiten des Informel konnten nur mehr wenige mit
seinem zwischen Expressionismus und Neuer
Sachlichkeit angesiedelten Stil etwas
anfangen.
Die
Galerie Baumgartl (Platzl 4 a, Telefon 242 09 40)
zeigt von Freitag, 27. April bis 23. Juni bislang
unveröffentlichte Gemälde aus dem Nachlass der
Witwe. Sehenswert!
WIE
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SZ
vom 15. März 2001
SZ
Galerie-Tipp
Kürzlich
eröffnete in opulent ausgestatteten Räumen unweit
des Münchener Hofbräuhauses die "Galerie für
zeitgenössische Kunst – Andreas Baumgartl".
Über drei Stockwerke verteilt zeigt er vorwiegend
Malerei. Der Begriff zeitgenössisch erscheint dabei
mitunter ziemlich weit gespannt. Trotzdem lohnt ein
Besuch der aktuellen Ausstellung "Cinque
Individualita". Mit Omar Galliani, Oliviero
Rainaldi oder Tino Stefanoni werden unbekanntere Künstler
präsentiert. Sandro Chia kennt man. Eine kleine
Sensation freilich sind die Arbeiten des 1918
geborenen Mimmo Rotella aus der Gruppe der Pariser
"Nouveaux Realistes" der späten fünfziger
Jahre.
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Seine
aus Werbeplakaten zusammengesetzten Collagen
erscheinen heute noch so provozierend und frisch wie
ehedem. Museumsstücke, die ganz einfach zeitlos gut
sind. ... (bis 21.
April, Platzt 4a).
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SZ
vom 31. Januar 2001
Zeichen
und Rätsel
Eine
große Retrospektive des spanischen Malers Victor
Mira
Victor
Mira? Trainierte Galeriebesucher erinnern sich noch
an Ausstellungen in den 80ern: Die Galerien Jahn und
Thomas zeigten damals im Wechsel Malereien des 1949
in Saragossa geborenen Spaniers und publizierten
seine grafischen Zyklen. Ein Kosmos aus archaisch
verkürzten, oft rätselhaft bedrohlichen Figuren
und Zeichen, wie man sie von anderen Spaniern –
Antonio Saura etwa – kannte, tat sich da auf. In
langen Variationsketten schien Mira die Existenz-
und Bewegungsformen seiner Bildwesen, dieser
eigenartig gestikulierenden Umrissfiguren,
erforschen und analysieren zu wollen.
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Seither
ist es in Süddeutschland seltsam still geworden um
den Maler, der einen beträchtlichen Teil des Jahres
in Bayern lebt. Erst jetzt, zur Jahrtausendwende –
in Spanien werden mehrere Sonderschauen vorbereitet
– ist Mira auch in München wieder präsent:
Die Galerie Andreas Baumgartl hat in den über drei
Stockwerke verteilen, teilweise krude verschnittenen
ehemaligen Kaffeehaus-Räumen des hinteren
Orlando-Hauses eine große Retrospektive
eingerichtet. Dort begegnet man den grafischen
Variationszyklen aus den 80er Jahren mit ihren
animalisch-menschlichen Urformen und ihren Rätselsignets
wieder. Besonders einprägsam sind die Bilder, auf
denen Mira sich die bildnerische Poesie von Klee
anzuverwandeln versucht, indem er mit den Figuren
aus dem berühmten Aquarell
"Zwitschermaschine" (1922) ein teilweise
derbes musikalisches Variationsspiel beginnt.
Seither
hat sich vieles verändert in der Bilderwelt Miras:
Die zappelnden Menschen- und Tierwesen, die einer
ausgemalten prähistorischen Höhle entsprungen sein
könnten, haben sich ganz aus den Malereien zurückgezogen.
Die gedeckten, erdigen Farbtöne der früheren
Bilder und Zeichnungen sind klaren, kräftigen
Grundfarben gewichen, die, teilweise mit Sand oder
Kies vermischt, großflächig auf die Leinwände
geschichtet wurden und so eine Oberflächensinnlichkeit
bekamen, wie man sie nur von Spaniern – Tapies
etwa – kennt.
Viele
dieser Arbeiten tragen eine Hommage an Werke der
Musikgeschichte im Titel; ja in den letzten Jahren
scheint sich Mira ganz auf die malerische und
bildnerische Definition musikalischer Grundgefühle
konzentriert zu haben. Immer wieder blitzt das
Eingangsmotiv der Fünften Symphonie von Beethoven
in greller zeichenhafter Verkürzung über
leuchtende Farbflächen. Und in der schier endlosen
Serie streng vereinfachter Bilder und skulpturaler
Elemente, die sich namentlich auf
"Bach-Kantaten" beziehen, ist am Ende nur
die Kreuzesform als kanonisches Element übrig
geblieben; in strengster farblicher und formaler
Reduzierung tritt sie plastisch aus dem Malgrund
oder aus den Flanken der schlanken Keramikstelen
hervor.
Der
ewige Fluss der Musik ist hier zu einem Zeichen
geronnen, alles Gegenständliche verbannt. Nur im
neuen Medium der Skulptur scheint sich Mira noch
Erinnerungen an die Bildwelt seiner Anfänge zu gönnen
(Noch bis 24. Februar, Am Platzl 4 a.)
Gottfried Knapp
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