Andreas Baumgartl / Galerie für Zeitgenössische Kunst


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Presseberichte 2001

Nachfolgend also einige Pressemitteilungen über unsere Eröffnung und die Ausstellungen. Der Text ist zur einfacheren Lektüre wortgetreu. Durch Klicken auf das Bild können Sie den Original-Zeitungssauschnitt betrachten. 




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"Die Welt" am 07.12.2001

Kindheitserinnerungen auf die Leinwand gebannt

Leute von Welt

Von Gesine Jordan

"Als ich klein war...." hieß die Aktion von Unicef und 15 Stars, wie Nicki Lauda, Frank Elstner, Katarina Witt, Udo Jürgens oder Sabine Christiansen, hatten zum Pinsel gegriffen und ihre Kindheitserinnerungen auf die Leinwand gebannt. In der Galerie Baumgartl Am Platzl wurden die 15 Star-Gemälde von Gerhard Schmitt-Thiel als Auktionator versteigert und brachten sagenhafte 174.000 Mark ein. Kein Wunder, denn das war kein peinliches Gekrakel, schließlich hatte jeder VIP einen großen Maler als Helfer zur Seite. So pinselte Heiner Lauterbach mit Sophie Rank, Blacky Fuchsberger mit Luis Murschetz und Suzanne von Borsody mit Bernd Zimmer. Das abstrakte Werk der Schauspielerin brachte 20.000 Mark, das Höchstgebot bekam jedoch das Bild von Sir Peter Ustinov: für 47.000 Mark ersteigerte ein Unbekannter die Kinderwagen-Erinnerung. Beim bieten dabei: Nina Ruge, Reimer Claussen, Alexander Liegl, Otto Retzer, Hans Schröder und Bob Arnold sowie Ulrich und Karen Scheele.

 


SZ vom 05.12.2001
Szenario
 
Buddha lächelt
 
Versteigerung in der Galerie Andreas Baumgartl – 15 Künstler und Sportler griffen für Unicef zum Pinsel

Lauterbach ist not amused. Der Clown mit Schweinsnase, den er in zweistündiger Arbeit mit Unterstützung der Malerin Sophie Rank auf die Leinwand gepinselt hat, hängt peinlich lange bei 5000 Mark fest. Verstörte Blicke zu Ehefrau Viktoria im rotbraunen Lederschlauch, die auf ihren Stiletto-Stiefeln zappelt. Dabei hat der Schauspieler im 500-köpfigen Galerie-Gedränge gerade noch verkündet, welche Affinität zum Clown er schon als Kind verspürt habe. „Nicht zu halten war er, wenn der Zirkus in die Stadt kam!“, animiert Auktionator Gerhard Schmitt-Thiel.

„Sechs Monate ging er auf eine Zirkusschule in Paris!“ Das schnieke Publikum in den roten Ledersitzen stellt sich tot, auch aus dem Stehplatz-Pulk schnellt Uwe Ochsenknechts Hand nur empor, weil er sich unbedacht durchs Resthaar streichen will – jede Zuckung kann teuer werden an diesem Abend, an dem in der Galerie Andreas Baumgartl die gemalten Kindheitserinnerungen von 15 VIPs für Unicefs Afghanistan-Hilfe versteigert werden. Internet und Telefon stehen still; von der Staffelei blickt traurig der Clown. Darf’s wahr sein?

10000 Mark gab’s für Frank Elstners und Salomes Theatergarderobe in Öl, für genauso viel ergatterte Autorin Susanne Späh Ralf Bauers „Indianer“, und erst Suzanne von Borsody, die im Malerkittel herumspringt: 20000 für ihre und Bernd Zimmers Wüstenlandschaft! „Ohne Heiners Mitarbeit würde das Bild 10000 kosten“, versucht es Schmitt-Thiel noch einmal, den Gästen wird ein wenig Wein gereicht. Tja, mehr als 6000 sind nicht zu holen – und das Ehepaar Lauterbach ward nicht mehr gesehen.

Weshalb den beiden, die im Geiste ohnehin bereits bei ihren weihnachtlichen Flitterwochen in Südafrika und Mauritius weilen, so mancher Höhepunkt entgeht: die krakelige Schloss-Ansicht Gloria Fürstin von Thurn und Taxis’, Nina Ruges „Prinzessin neben der Erbse“, die sie für 14000 Mark an den Mann, äh, Ehemann bringt: Wolfgang Reitzle hat über einen Strohmann mitgeboten.

Die Zeitungsschnipsel-Collage des Sängers Sasha, Veronica Ferres’ Koalabären und jene Filzstift-Zeichnung von Peter Ustinov am Ende, welche die Stimmung auf den Siedepunkt und den Auktionserlös auf insgesamt 174500 Mark treibt: Die Tausender fallen im Sekundentakt, bei 25000 wirft Schmitt-Thiel Kusshände, bei 45000 kippt ein Glas vom Tisch: 47000 Mark!

Das darf’s auch sein bei dieser hinreißenden Kindheitsszene, auf der sich drei Anverwandte mit einer Rassel verzückt über Mini-Peter im Kinderwagen beugen. Damals wurde er der „lächelnde Buddha“ genannt – war er doch so lieb, dick und rund, dass seine Mutter nie wusste, wo oben und unten war, wie der Künstler ausrichten lässt. Heute mit 80 ist er Sir, vielsprachig, immer noch rund – und kann, zum Neidwesen aller anderen Schauspieler, malen.


[Original]

174500 Mark für Kinder in Not

15 Promis hatten gemalt - jetzt wurden ihre Bilder für die UNICEF-Aktionder tz versteigert:

Es war der Abend der Gewinner: Gewonnen haben die 15 Promis, deren Bilder für UNICEF versteigert und von allen bestaunt wurden. Gewonnen haben auch die neuen Besitzer: Wer kann schon einen original Ustinov sein Eigen nennen? Am meisten aber haben die Kinder in Afghanistan gewonnen. Denn ihnen kommt der Erlös der Versteigerung zugute: fabelhafte 174500 Mark. Was waren das für wunderschöne Bilder! Unter dem Motto „Als ich klein war…“ hatten Musiker, Moderatoren, Sportler und Schauspieler Kindheitserinnerungen gemalt, unterstützt von namhaften Künstlern wie Ugo Dossi oder Salome. „Das ist ein richtiger Seelenstriptease geworden“, freute sich Nina Ruge über die ganz persönlichen Bilder. Am Montagabend wurden sie in der Galerie Andreas Baumgartl zugunsten der Afghanistanhilfe von UNICEF versteigert.

600 Gäste waren gekommen. Im rappelvollen Auktionsraum überschlugen sich die Gebote. Besucher, die keinen Platz mehr fanden, konnten über eine feste Telefonleitung auch aus den oberen Räumen mitsteigern. Selbst im Internet konnte man die Auktion live verfolgen.

Die Stars des Abends waren die Bilder von Sir Peter Ustinov und Suzanne von Borsody. Die Schauspielerin hatte traumhafte Rot- und Gelbtöne auf die Leinwand gelegt. In ihren Malerklamotten sprang sie voller Freude über den Erlös ihres Bildes durch die Galerie. Ihr Mal-Partner, der Künstler Bernd Zimmer, schwärmte in höchsten Tönen von Suzannes Talent.

Stolz darf auch Nina Ruge sein: Die Malaktion war ihre Idee. Ihr eigenes Bild „Die Prinzessin neben der Erbse“ kam für 12000 Mark unter den Hammer. Neuer Besitzer ist ihr Mann Wolfgang Reitzle. Der konnte zwar zur Versteigerung nicht kommen, ließ das Bild aber über einen Freund ersteigern – ohne dass Nina es wusste.

Auch Claudia Graus, UNICEF-Statthalterin in München, nutzte die Versteigerung, um ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Sie ersteigerte für ihren Mann Herbert Graus das Bild von Joachim Fuchsberger, für 10000 Mark. Es zeigt den kleinen Blacky in einem BMW Dixi; „und mein Mann ist doch so ein Oldtimer-Fan“, erzählte Claudia Graus. Auch das Bild von Popstar Sasha brachte eine Menge Geld ein. Die wilde Collage mit Eindrücken aus seiner Kindheit ging für 15000 Mark an Dunja Siegl. Sie wollte ursprünglich das Bild von Katja Flint, hörte aber ihrer Freundin Sabina Frohwitter zuliebe mit dem Bieten auf; die bekam den Flint für 6500 Mark.

Noch einmal so viel brachte das Bild von Udo Jürgens: Es ging für 13000 Mark an den Bauunternehmer Anton Schrobenhauser. Ein Bild ergattert haben ferner: Frank Elstner (via Telefon sein eigenes), Susanne Späh (Ralf Bauer), Heinz Nowotny (Niki Lauda), Beatrix Millies (Fürstin Goria). Gemalt hatten außerdem Katarina Witt, Veronica Ferres und Sabine Christiansen; auch ihre Bilder wurden versteigert.

Weil die Malaktion gesponsert wurde, vom Porto für die Einladungen (durch die Post) über die PR-Arbeit (Hotel Kempinski) bis hin zum Catering (Do & Co), geht der Erlös fast ohne Abzüge an die tz-Aktion für UNICEF; das Kinderhilfswerk wird davon einen Teil seiner Nothilfe in Afghanistan finanzieren.




[Original]

Stern, Ausgabe am 29.11.2001
Freischaffende Künstler
Mit fachkundiger Hilfe malten 15 Prominente ihre Kindheitserinnerungen - für die Unicef-Aktion "ALS ICH KLEIN WAR"

Ein Foto aus Kindheitstagen: Das kleine Mädchen lacht. Seine roten Schuhe passen perfekt zum Mantel und zur Farbe des Regenschirms. Was sagt uns dieses Bild? Erstens: Offensichtlich wurde Nina Ruge der Sinn für Mode schon in die Wiege gelegt. Zweitens: Schirm-Herrin zu sein gefiel der Moderatorin schon früher. Heute spielt sie diese Rolle wieder - diesmal als Unicef-Botschafterin für eine originelle Aktion: Unter dem Titel "Als ich klein war..." malten 15 Prominente, unterstützt von deutschen Künstlern, ihre Kindheitserinnerungen. Niki Lauda zeichnete sein Elternhaus, Sir Peter Ustinov skizzierte ein Selbstporträt im Kinderwagen, Heiner Lauterbach ein Gesicht mit Ferkelnase. Und Nina Ruge? Malte sich als Prinzessin und als Clown - zwei Seelen, ach, in ihrer Brust! Alle Kunstwerke werden am 3. Dezember in der Münchner Galerie von Andreas Baumgartl versteigert. Der Erlös soll Kindern in Afghanistan helfen. Über das Internet-Auktionshaus Ebay können Interessierte online mitbieten.

@ DIE AKTION IM INTERNET

http://members.ebay.de/aboutme/ galerie_andreas_baumgartl Alle Bilder der Prominenten zur Ansicht und zum Mitbieten

Bildunterschrift: Schirmherrin: Nina Ruge, 45, mit Maler Hans Bachmayer vor der "Prinzessin neben der Erbse" - und als Kind / Malstunde: Schauspieler Heiner Lauterbach, 48, schuf mit der Künstlerin Sophie Rank ein buntes Gesicht /

 


[Original]

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 132 09. Juni 01

Gestalten, die wiederkehren: Der späte Karl Hofer bei Baumgartl in München 

"Da war ein Mensch, der mit einem umgrenzten Traum von Schönheit und einer Vision des Klassischen begann; und dann war es das Auftreffen auf die Wirklichkeit, die diesen Traum zerschlug" Mit diesen Worten beschrieb Werner Haftmann den Maler Karl Hofer und sein von angeknacksten Idealen gezeichnetes Werk.
1878 geboren und 1955 gestorben, erlebte Hofer die beiden großen Kriege, zwei Nachkriegszeiten, Internierung, die Ächtung und Verfolgung eines "Entarteten" und, im März 1943, eine Berliner Bombennacht, die mit seinem Atelier hundertfünfzig Gemälde und unzählige Zeichnungen zerstörte.

Hofer bezog ein provisorisches Quartier in Babelsberg und malte von neuem, malte gegen den Verlust: Über hundertsiebzig Bilder zwischen Juni und Jahresende. Auf seine Art malt Hofer auch den Krieg, umschrieb ihn mit. Mahnern, Rufern und Wächtern in Ruinen und Dunkelheit, ausgezehrten und hoffnungslosen Gestalten, doch vor allem erinnert er sich der schon vor langer Zeit gefundenen Motive. Er holt seine Badenden zurück und die Liebespaare, läßt die Mädchen auferstehen und die Frauen bei kleinen, stillen Verrichtungen, er blickt nach vorn mit ihrer Hilfe.In der Münchner Galerie Andreas Baumgartl hat nun Gerd Köhrmann, als Verwalter des Nachlasses, eine große Ausstellung mit zum Teil noch nie gezeigten Bildern des Spätwerkes aus dem ehemaligen Besitz der Witwe des Künstlers bestückt. Bis zum Schluß scheinen Hofers Menschen wie auf einem anderen Stern, entrückt und in sich versenkt. So blieben sie ihm über die Jahrzehnte, oder kamen doch immer wieder. Nur veränderte die Wirklichkeit ihren Ausdruck. Melancholie umflort sie, und die schmalen, kantig gewordenen Körper mit ihren eckigen Gesten erfaßt zuletzt lineare Zeichenhaftigkeit. Nicht immer vermag man darin das Abstraktionsvermögen des erfahrenen Künstlers zu bewundern. Zu deutlich klingt dann und wann ein "A la Picasso" an oder ein anderes Experiment mit der fortschreitenden Moderne, das bei dem über siebzigjährigen, ausgewiesenen Meister eher rührt als fesselt. Doch gibt es manches Meisterwerk in ungewohnt frischer Palette. Und was sich etwas abgenutzt "ungebrochene Schaffenskraft" nennt, gewinnt in Hofers Spätwerk überzeugenden Sinn. Unsere Abbildung zeigt "Drei Mädchen" aus dem Jahr 1954, beziffert mit 150000 Mark. (Bis 23. Juni. Der Katalog kostet 50 Mark.) BRITA SACHS


[Original]

Weltkunst/Heft 5

Karl Hofer 

München - Im historisch renovierten Orlando-Haus am Platzl hat Andreas Baumgartl im letzten Jahr Münchens wohl größte Galerie - 600 qm über drei Etagen - in schönst vorstellbaren Räumlichkeiten eröffnet. Neben dem Schwerpunkt zeitgenössischer Kunst nach 1945 soll aber auch die Kunst des gesamten 20. Jh. hier ein Forum haben.

"Karl Hofer - Wiedergewonnene Verluste", lautet der Titel der zur Zeit laufenden Ausstellung mit 41 Ölgemälden der letzten zwölf Jahren von 1943 bis 1955. Aus dem Nachlaß der Witwe Hofers waren nur einige der Werke bereits öffentlich zu sehen, auf dem Markt werden sie erstmalig angeboten. Hofer war als einer der wenigen Künstler trotz der Verfemung durch die Nazis auch während des Krieges in Berlin geblieben und verlor 1943 durch die Zerstörung seines Ateliers einen Großteil seiner Bilder. Kurz danach begann Hofer wieder zu malen und nahm dabei die früheren Themen wieder auf. Der Künstler betrachtete dies nicht als einfaches Wiederholen - kritisches Hinterfragen und Variieren von Schlüsselmotiven bestimmten Hofers gesamtes Schaffen -, sondern als "Neugestalten" und Verdichten der Aussage. 
Das Portrait von Hofers zweiter Frau Elisabeth ist 1943 in einem dem Ehepaar als Unterkunft dienenden Nervensanatorium entstanden. Neben Akten, Paaren, Landschaften, Architekturansichten und Stilleben finden sich auch Masken, Harlekine und Clowns unter Hofers Motiven. Der freundlich-zärtliche "Clown mit Hund" von 1949 gehört zu den in der späten Zeit positiver besetzten Figuren dieser Art.
Der auf ein Bild von 1913 zurückgehende "Mann mit grüner Fahne" von 1952 erlaubte Hofer im Motiv er Fahne die Auseinandersetzung mit abstrakten Formen, ohne gegenstandslos zu werden. Hofers Sicht einer konfliktreichen Zeit und beklemmenden Zukunft drückt sich in der "Nächtlichen Szene !" von 1954 aus, während das immer wieder auftauchende friedlich intime Motiv des "Liebespaars" als trostspendender Ausgleich im selben Jahr wiederkehrt. Ebenfalls 1954 entstanden sind die gemeinsame Stärke und stille Abwehr nach Außen übermittelnde Gruppe der "Drei Mädchen" und die vor kräftig farblich abgestimmtem Hintergrund posierende "Tänzerin". Das "Heilig Nüchterne" von Hölderlins Gedicht "Hälfte des Lebens" scheint sich in den Farben und einer stillen Melancholie der "Zwei am Strand" von 1953 zu übertragen, während die "Schießbude" aus demselben Jahr eine für Hofer außergewöhnliche Dynamik in Bildaufbau und Farbgebung besitzt.
Die Parallelität von Leid und Freude, Bedrückung und Hoffnung in diesen Arbeiten Hofers spiegelt die Stimmung der Nachkriegszeit wider. Lange von der Kritik zurückhaltend beurteilt, erfährt das Spätwerk mit seiner ungebrochenen Vitalität, seiner Reduktion auf Wesentliches und intensiven Farbigkeit jedoch seit der Berliner Retrospektive von 1978 immer mehr Anerkennung.
"Ich besaß das Romantische, das Klassische habe ich gesucht", so hat Karl Hofer einmal das klassisch zeitlose Wesen seiner Werke definiert, in denen das formale Äußere und der geistig-seelische Inhalt eine Einheit bilden sollten. "eine heilige Mitte, aus der alles kommt".


[Original]

 

Handelsblatt Freitag/Samstag 11./12.05.2001 - Nr. 91

Das Spätwerk von Karl Hofer in München

Qual und Aufschrei 

Aus dem bisher von Gerd Köhrmann verwaltetem Nachlass Kar Hofers (1878 - 1955) stammen die 43 Ölbilder der Jahre 1943 bis 1953, die von der Galerie Andreas Baumgartl zusammen mit mehreren Grafiken und einem Aquarell gezeigt werden. Gleichzeitig sind Werke Hofers in der Galerie Thomas zu sehen.
MÜNCHEN. In der Kölner Galerie Brukunst, aus der er 1987 nach fast 22 Jahren ausschied, realisierte Köhrmann - inzwischen Inhaber der Urherberrechte - von 1967 bis 1984 gemeinsam mit Irene Gerlin insgesamt sieben Hofer Ausstellungen, 1972 und 1975 mit zuvor noch nie öffentlich gezeigten Werken aus dem Besitz der Witwe des Künstlers, der jetzt auch in München von Baumgartl und dessen Partner
Franz Freiherr von Rassler herangezogen wurde.

Da Hofer bereits in den 30er-Jahren auf visionäre Weise den Untergang der Städte, die Not und Angst, die Verzweiflung und Ausweglosigkeit der Menschen darzustellen wusste, brauchte er seine zentralen Themen nicht zu ändern, als die Prophetie der Katastrophen zu bitteren Realität geworden war. Nach der Zerstörung seines Ateliers vom 01.03.1943, bei der 150 Gemälde und ungezählte Zeichnungen in Flammen aufgingen, malte Hofer vom Juni bis Ende des selben Jahres in seinem provisorischen Quartier in Babelsberg genau 174 Bilder, in den er weiterhin seine bisherige Thematik verfolgte. Köhrmann betonte diese Aspekte der Qual und des Aufschreis, in unmittelbarer Nähe zur entstandenen Wirklichkeit, 1992 in seinem Katalogaufsatz zur Hofer Ausstellung der Galerie
Schlichtenmaler. Die Steigerung der Farbigkeit während der letzten Lebenjahre wird als Verdichtung zur Form der Figur gesehen, ohne dass die Figur stets den eigentlichen Grund für die Darstellung bot. Späte Hauptwerke sind in München "Der Trommler" von 1953 (180.000 DM) und "Die nächtliche Szene 1" von 1954 (250.000 DM), der "Clown mit Hund" von 1949 (170.000 DM), "Paar 1" von 1951 (185.000 DM) und die "Rednerin" von 1954 (145.000 DM) als späten Marées-Nachklang malte Hofer 1953 "Junge mit Pferd" (170.000 DM), 1954 drei farbig koturierte weibliche Akte als Einzelfiguren (140.000 DM, 160.000 DM, 140.000 DM), "Drei Mädchen" (150.000 DM)  vereinen sich zum Sinnbild einer bemüht graziösen Harmonie. Zu den wenigen figurenlosen Bildern gehören "Eine Mondnacht" mit kahlem  Baum und bleichen Häusern (120.000 DM), eine "Landschaft mit Wasserrad" von 1949 (140.000 DM) und stark abstrahiertes "Stillleben mit Vase und Fenster" von 1953 (130.000 DM). Knapp und gültig formuliert wurden eine "Stehende mit Tuch" (150.000 DM) und die kantig hinterfangene Sitzfigur einer "Dienstmagd" (130.000 DM). Erdig verrieben wie eine altes Fresko erscheint 1947 ein "Akt am Fenster" (135.000 DM). Der verknappende, auf Fernsicht angelegte, flächig-schematisierende Charakter einer stark konturierenden Wandmalerei bestimmte Hofers Spätwerk ebenso wie ein erneuter Aufruf zur Monomentalität einer für die Öffentlichkeit bestimmten Kunst - In einer Zeit anhaltender Bedrohung. Wer Vergleiche zu weiteren Werken Karl Hofers anstellen möchte, kann in der Galerie Thomas (Maximilianstrasse 25) der Häuser- und Bäumegruppe "Der Kirchhügel" von etwa 1922 begegnen (194.000 DM), der Klassizität dreier weiblicher Akte als "Badende" von 1945 und einer "Vase mit Sonnenblumen" von 1947 (165.000 DM). Erneut gezeigt wird hier die Repräsentative Tischgesellschaft "Der Geburtstag" von 1943 - wegen einer privaten Reservierung ohne Preisangabe. (In der Galerie Baumgartl bis 23. Juni, in der Galerie Thomas bis 16. Juni)


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SZ Nr. 96 April/2001

SZ Galerie - Tipp

Einer der fast vergessenen Maler der deutschen Moderne:
Der 1878 in Karlsruhe geborene und 1955 in Berlin gestorbene Karl Hofer. 1934 bekam der Zeitgenosse von Max Beckmann Malverbot. Allerdings blieb er im Lande. Seine Bilder wurden aus den Museen entfernt und 1943 brannte zu allem Überfluss auch noch das Atelier mit der gesamten Produktion der Kriegsjahre aus.  

Zwar erfuhr der Künstler 1945 eine gewisse Rehabilitation durch die Berufung zum Direktor der Berliner Akademie. Aber in Zeiten des Informel konnten nur mehr wenige mit seinem zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit angesiedelten Stil etwas anfangen. 

Die Galerie Baumgartl (Platzl 4 a, Telefon 242 09 40) zeigt von Freitag, 27. April bis 23. Juni bislang unveröffentlichte Gemälde aus dem Nachlass der Witwe. Sehenswert!

WIE

 


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SZ vom 15. März 2001

SZ Galerie-Tipp

Kürzlich eröffnete in opulent ausgestatteten Räumen unweit des Münchener Hofbräuhauses die "Galerie für zeitgenössische Kunst – Andreas Baumgartl". Über drei Stockwerke verteilt zeigt er vorwiegend Malerei. Der Begriff zeitgenössisch erscheint dabei mitunter ziemlich weit gespannt. Trotzdem lohnt ein Besuch der aktuellen Ausstellung "Cinque Individualita". Mit Omar Galliani, Oliviero Rainaldi oder Tino Stefanoni werden unbekanntere Künstler präsentiert. Sandro Chia kennt man. Eine kleine Sensation freilich sind die Arbeiten des 1918 geborenen Mimmo Rotella aus der Gruppe der Pariser "Nouveaux Realistes" der späten fünfziger Jahre.


Seine aus Werbeplakaten zusammengesetzten Collagen erscheinen heute noch so provozierend und frisch wie ehedem. Museumsstücke, die ganz einfach zeitlos gut sind. ... (bis 21. April, Platzt 4a).


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SZ vom 31. Januar 2001

Zeichen und Rätsel

Eine große Retrospektive des spanischen Malers Victor Mira

Victor Mira? Trainierte Galeriebesucher erinnern sich noch an Ausstellungen in den 80ern: Die Galerien Jahn und Thomas zeigten damals im Wechsel Malereien des 1949 in Saragossa geborenen Spaniers und publizierten seine grafischen Zyklen. Ein Kosmos aus archaisch verkürzten, oft rätselhaft bedrohlichen Figuren und Zeichen, wie man sie von anderen Spaniern – Antonio Saura etwa – kannte, tat sich da auf. In langen Variationsketten schien Mira die Existenz- und Bewegungsformen seiner Bildwesen, dieser eigenartig gestikulierenden Umrissfiguren, erforschen und analysieren zu wollen.  

 

Seither ist es in Süddeutschland seltsam still geworden um den Maler, der einen beträchtlichen Teil des Jahres in Bayern lebt. Erst jetzt, zur Jahrtausendwende – in Spanien werden mehrere Sonderschauen vorbereitet – ist Mira auch in München wieder präsent: 
Die Galerie Andreas Baumgartl hat in den über drei Stockwerke verteilen, teilweise krude verschnittenen ehemaligen Kaffeehaus-Räumen des hinteren Orlando-Hauses eine große Retrospektive eingerichtet. Dort begegnet man den grafischen Variationszyklen aus den 80er Jahren mit ihren animalisch-menschlichen Urformen und ihren Rätselsignets wieder. Besonders einprägsam sind die Bilder, auf denen Mira sich die bildnerische Poesie von Klee anzuverwandeln versucht, indem er mit den Figuren aus dem berühmten Aquarell "Zwitschermaschine" (1922) ein teilweise derbes musikalisches Variationsspiel beginnt.  

Seither hat sich vieles verändert in der Bilderwelt Miras: Die zappelnden Menschen- und Tierwesen, die einer ausgemalten prähistorischen Höhle entsprungen sein könnten, haben sich ganz aus den Malereien zurückgezogen. Die gedeckten, erdigen Farbtöne der früheren Bilder und Zeichnungen sind klaren, kräftigen Grundfarben gewichen, die, teilweise mit Sand oder Kies vermischt, großflächig auf die Leinwände geschichtet wurden und so eine Oberflächensinnlichkeit bekamen, wie man sie nur von Spaniern – Tapies etwa – kennt.

Viele dieser Arbeiten tragen eine Hommage an Werke der Musikgeschichte im Titel; ja in den letzten Jahren scheint sich Mira ganz auf die malerische und bildnerische Definition musikalischer Grundgefühle konzentriert zu haben. Immer wieder blitzt das Eingangsmotiv der Fünften Symphonie von Beethoven in greller zeichenhafter Verkürzung über leuchtende Farbflächen. Und in der schier endlosen Serie streng vereinfachter Bilder und skulpturaler Elemente, die sich namentlich auf "Bach-Kantaten" beziehen, ist am Ende nur die Kreuzesform als kanonisches Element übrig geblieben; in strengster farblicher und formaler Reduzierung tritt sie plastisch aus dem Malgrund oder aus den Flanken der schlanken Keramikstelen hervor.

Der ewige Fluss der Musik ist hier zu einem Zeichen geronnen, alles Gegenständliche verbannt. Nur im neuen Medium der Skulptur scheint sich Mira noch Erinnerungen an die Bildwelt seiner Anfänge zu gönnen (Noch bis 24. Februar, Am Platzl 4 a.) 

Gottfried Knapp

 

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