Andreas Baumgartl / Galerie für Zeitgenössische Kunst

 

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MARKUS LÜPERTZ

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Toskanische Klage

Die Malerei des Markus Lüpertz, die bereits mit dem 1966 von ihm verfassten, gleichnamigen „Manifest“ als „dithyrambisch“ bezeichnet wird, ist vor allem von dem unbeirrbaren Selbstvertrauen eines sich berufen fühlenden Malers geprägt. Die Bezeichnung „dithyrambisch“ stammt von der antiken Dithyrambe, einem Weihegedicht aus dem Dionysoskult, und kann, gemäß dem Gott des Weines, mit „trunken“, „begeistert“ und „überschwänglich“ übersetzt werden. Dabei ist die Malerei von Lüpertz nicht „wild“– er bestreitet es sogar, wenn man ihn als prominenten Vater der „Heftigen“ bezeichnet – aber sie wird getragen von vitaler Kraft, großem Pathos ist zugleich mit erstaunlichem Sinn für kompositorische Balance und einer sehr feinen Differenzierung von Farbwerten erfüllt. Die stets gegenständlichen Motive werden von Lüpertz betont gleichgültig und kühl ausgewählt und sind von sekundärer Bedeutung. Sie bieten vor allem den Anlass zur Entfaltung der Malerei „an sich“, die im Grunde Lüpertz’ einziges Thema ist. Und, obwohl sie häufig zitierend die Geschichte und Kunstgeschichte aufgreift, soll die (Lüpertzsche) Malerei fernab jeder Interpretation in Gestus, Form und Farbe, die mal heftiger, mal sensibler, mal gedämpfter, mal farbenfroherausfallen, zuerst einmal für sich sprechen: „Ich beschäftige mich mit der Malerei über die Malerei.“
Und dennoch gibt Lüpertz, der sich selbst auch im alltäglichen Leben als Maler-fürst und als „Gesamtkunstwerk“ inszeniert, dem Betrachter seiner Werke Hilfe-stellungen, um deren (vordergründig unbedeutenden) Motive enträtseln und erkennen zu können. Oft geschieht dies über kryptisch formulierte Titel, die bei aller Rätselhaftigkeit aber doch das Verständnis erleichtern.
So sieht man auf dem Bild „Toskanische Klage“ drei Personen, die auf ver-schiedene Art und Weise trauern, und als Gruppe großmächtig und dominant die gesamte Bildfläche einnehmen. Die mittlere, männliche Figur sitzt reglos auf einem Hocker und scheint gedankenverloren den Betrachter oder einen Punkt außerhalb des Bildes zu fixieren. Rechts von ihr wirft eine weibliche Gestalt wehklagend die Arme in die Luft, während die links hinter dem Mann sitzende, alte Frau sich mit verhärmtem Gesicht zu der Wehklagenden umwendet. Warum der bäuerlich gekleidete Mann, die jüngere (seine?) Frau und die Alte trauern, ist nicht erkennbar. Die Entstehungszeit des Bildes aber könnte auf das große Unglück, das 1985 mit dem unnatürlich harten Winter über die Toskana hereingebrochen war, hinweisen. Denn in diesem strengen und lang anhaltenden Frost war damals ein Großteil der Olivenbäume erfroren. Die Ödnis im Hintergrund des Bildes und die olivgrün-graue Farbigkeit, in die die ganze Szene getaucht ist, würden dafür sprechen, dass hier die stumme Verzweiflung, die laute Klage und die mürrische Sorge einer toskanischen Bauernfamilie über den Verlust ihrer wirtschaftlichen Grundlage nach dem großen Frost zu sehen ist.
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Hier klicken um ein vergrößertes Bild zu erhalten. Markus Lüpertz

Taskanische Klage
Öl auf Leinwand
1988
80 x 60 cm

Rückseitig monogrammiert
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