Andreas Baumgartl / Galerie für Zeitgenössische Kunst

 

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A.R. PENCK

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Ohne Titel

Dieses 1988 entstandene Bild wirkt so, als wäre es eine Mischung aus Pencks früherem Malstil und der später entwickelten piktografischen Zeichensprache, die ihn weltberühmt gemacht hat. Ähnlich den Figuren der frühen Sechziger-jahre, wenn auch nicht so deutlich ausformuliert, lassen sich auf diesem Ölgemäldeeinige Körper und Gesichter ausmachen, die alle in kräftigen, dunklen Farben mit sehr pastosem Auftrag ausgearbeitet sind. Dass diese Figuren, beispielsweise die dunkelblaue, die in einer Art Höhleneingang steht, oder die hellblaue, die am rechten unteren Bildrand aus eben diesem zu fliehen scheint, nicht mehr die plumpe Körperlichkeit der einstigen Darstellungen besitzen, zeigt, dassPenck hier aber doch wieder zu der Figürlichkeit seiner berühmten Strich-männchen zurückfindet.

Eine Besonderheit dieses Bildes ist der Aufbau, der eine eher selten bei Penck anzutreffende Intensität und Dichte der Darstellung bewirkt. Ähnlich dem Effekt einer Guckkastenbühne wird der Blick des Betrachters in die Szene hinein-gezogen. Verstärkt wird diese Wirkung durch die Andeutung von Perspektive in der Bildfläche und den extrem pastosen Farbauftrag, wodurch Penck seine gewohnte Zweidimensionalität aufbricht. Die somit entstehende Reliefstruktur verleiht dem Bild eine tiefe, plastische Räumlichkeit.
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Ohne Titel
Öl auf Leinwand
1988
70 x 100 cm

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Rock-Frankfurt

Auf diesem 1989 entstandenen Großformat hat Penck, entgegen dem kleineren, pastosen Ölbild, noch einmal all die Wesen, die er erschaffen hat, in ihrer Reinform versammelt. In kräftigen Rot- und Grüntönen und mit den charakteristischen schwarzen Umrandungen versehen tummelt sich eine Vielzahl meist eindeutig männlicher Strichmännchen. Sie fallen kopfüber-kopfunter und werden von dem Rad in der rechten Bildhälfte, dass von zwei schwarzen, langarmigen Steuermännern in Bewegung gehalten wird, umhergeschleudert. Das Rad ist schon in der mittelalterlichen Ikonografie ein Symbol für das Glück und das Leben.Von Fortuna oder der Hand Gottes gedreht, kreist es ununterbrochen, und alle Lebewesen sind diesem ständigen Auf und Ab unterworfen, ohne es beeinflussen zu können.

Der Titel dieses Bildes verrät jedoch noch einen anderen Zusammenhang. Zu seinen diversen und vielfältigen Interessensgebieten gehört bei Penck auch die Musik. Schon in Dresden war er als Schlagzeuger Mitglied in einer Jazz-Band. Und auch heute, so berichtet er, sucht und findet er während seiner Malpausen im Atelier am Schlagzeug ein weiteres Ventil für seine künstlerische Kreativität. Somit könnte es auch die (Rock-)Musik sein, die die Figuren auf diesem farbenfrohen Großformat wild und ausgelassen tanzen lässt.
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Rock-Frankfurt
Acryl auf Leinwand
1989
160 x 200 cm

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Menschen und Tiere nach der Öffnung, Übermalungen 89-91

Die Serie „Menschen und Tiere nach der Öffnung“ stellt in zweifacher Hinsicht eine Besonderheit in A.R. Pencks Oeuvre dar. Zum einen umfasst sie mit ihren etwa achtzig großformatigen Leinwänden eine Größenordnung, wie sie der Künstler nie zuvor und später nicht mehr geschaffen hat. Zum anderen ist auch die Vorgehensweise bei diesen Übermalungen eine Neuerung. Im Unterschied zu den früheren und späteren Serien basieren die Übermalungen bei „Menschen und Tiere nach der Öffnung“ auf acht thematischen, vom Künstler selbstver-fassten Siebdruckgrundlagen: alle Varianten eines Motivs besitzen eineidentische Vorlage, die Penck individuell überarbeitet hat. Zudem bietet diese Serie, die in den Jahren 1989 bis 1991 entstand, eine reiche und vielgestaltige Ikonographie, sowie eine kunstimmanente und zeithistorische Auseinander-setzung mit der Gegenwart.

Die Idee zu dieser Serie war ursprünglich als ein Zyklus großformatiger Vierfarb-Siebdrucke gedacht. Da beim Siebdruck die einzelnen Farbdruckgänge zeitlich hintereinander erfolgen, trat bei der praktischen, künstlerischen Umsetzungalsbald eine Änderung des Konzeptes ein: Nach dem ersten Schritt, dem schwarzfarbigen Andruck der Leinwände, auf dem das Thema eines jeden Titels bereits klar zu erkennen war, entschied Penck spontan, die „Rohlinge“ nicht mehr weiter zu bedrucken, und sie stattdessen mit Dispersionsfarben zu übermalen. Die nun folgenden Penckschen Übermalungen gingen jedoch nicht so weit, dass sie das Motiv des jeweiligen Themas änderten oder gar verfremdeten. Vielmehr entstanden durch die Übermalung Variationen zu den acht verschiedenen Grundmotiven, bei denen auch das „Zu-Ende-Denken“ der Frage: „was wäre, wenn ich es anders gemacht hätte?“ eine wichtige Rolle spielte. (Die verschiedenen Versioneneines Motivs werden im nachfolgenden Text mit den Seriennummern, wie sie im Katalog der Galerie Frank Hänel aufgeführt sind, kenntlich gemacht.)
Es ist die Mischung von Siebdruck und Malerei, die diese Serie so spannend macht, zumal die Grenzen zwischen den beiden Medien oftmals nicht mehr klar auszumachen sind. Denn die schwarz gedruckten Konturen wurden beim Malvorgang von Penck teilweise farbig übermalt und anschließend mit schwarzerDispersionsfarbe wiederhergestellt, was für den Betrachter bedeutet, das Schwarz der Siebdrucklinie von dem der „Originalfarbe?



Der letzte NVA Pilot

Das mit dem Siebdruck festgelegte Grundmotiv zeigt einen nackten, muskulösen Mann, der mit dem Rücken zum Betrachter steht und sich in weit ausladender Bewegung und mit erschrockenem Gesichtsausdruck an den Kopf fasst. Der Grund hierfür sind zwei kleine, männliche Wesen, die ihn – das eine mit einer eher menschlichen Gestalt, das andere ein katzenartiges Raubtier – von der Seite her anspringen. Besonders beachtenswert ist, dass die Figur des NVA Piloten mit einer für den Penckschen Malstil ungewöhnlich stark ausgeprägten Figürlichkeit gearbeitet ist: Vielleicht in Anlehnung an den einst von Leonardo da Vincigezeichneten Menschen, ist „Der letzte NVA Pilot“ ein starker, mit beiden Beinen auf den Boden stehender Mann aus Fleisch und Blut, was ihn mächtig, aber auch angreifbar und verführbar macht. Dies wird in der Version ARP 1013 besonders gut sichtbar, da insbesondere die Körperstellen, an denen sich die hartnäckigen Wesen festbeißen, mit blutroten Strömen versehen sind. In der Version ARP 1008 wiederum hebt sich seine Gestalt, beobachtet von einem hinzugefügten, bleichen Gesicht am rechten Bildrand, in blankem Entsetzen vom roten Hintergrund ab.
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Der letzte NVA Pilot

(ARP 1013)
Acryl auf Leinwand
1990
160 x 130 cm

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Der letzte NVA Pilot

(ARP 1013)
Acryl auf Leinwand
1990
160 x 130 cm

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Deutsch-Russische Verwandlung

Mit diesem Thema zeigt Penck die Begegnung zweier Frauenfiguren, deren im Titel beschriebene Verwandlung bereits eingetreten ist: die linke ist als eine sanfte Kuh-Frau mit prallem Euter, die rechte als wilde Löwen-Frau mit Löwenkopf zu sehen. Die ausgestreckten Arme der linken Figur können sowohl als Will-kommensgeste, als auch als Abwehrhaltung gedeutet werden. Gemäß der Siebdruckvorlage (zu sehen im Katalog der Galerie Frank Hänel) sind beideInterpretationen möglich und an den beiden hier gezeigten Varianten ausge-arbeitet. So zeigt die Arbeit mit der Katalognummer ARP 2010 eine in Gestik, Mimik und auch Farbgebung eher offene, lächelnde Kuhfrau, die auf die Kontrahentin zuzugehen scheint, während sich diese, trotz ihrer einnehmenden Geste, in Blick und Mimik eher verhalten aggressiv präsentiert. Ganz anders verhält es sich bei der Variante ARP 2012: hier überfällt die angriffslustig blickende Löwenfrau regelrecht ihr ängstlich zurückweichendes Opfer. Diese Auslegung überwiegt auch bei den anderen Varianten der „Deutsch-Russischen-Verwandlung“.

Das Aufeinandertreffen von Ost und West in Bezug auf die Frauenwelt wirdungeschönt und nicht so unkritisch, wie es häufig in den Medien dargestelltwurde, gezeigt. Die Deutsche, die reich und gut versorgt ist (prall gefülltes Euter), läuft der gefährlich aggressiven und mit ihren weiblichen Reizen nicht geizenden Russin in die Arme oder wehrt sie erschrocken ab.
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Deutsch-Russische

Verwandlung
(ARP 2010)
Acryl auf Leinwand
1990
160 x 130 cm

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Deutsch-Russische

Verwandlung
(ARP 2012)
Acryl auf Leinwand
1990
160 x 130 cm

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Drei von Vielen

Von den acht Motiven der Serie ist „Drei von Vielen“ die abstrakteste Arbeit. Der Siebdruck zeigt drei der für Penck so typischen, seit den Sechzigerjahren immer wieder formulierten und definierten „Standart“- Figuren: drei verschiedengroße Strichmännchen, die mit erhobenen Händen und herabhängenden, urinierenden männlichen Geschlechtsteilen hilflos in dieser Haltung zu verharren scheinen. Jeweils links von jeder Figur sind ein, zwei oder drei X-Zeichen gesetzt.

Als Kontrast zu dieser statuarischen Reihe bewegt sich im unteren Bilddrittel ein von rechts kommender Drache, der schon mehrere Menschen (Köpfe)verschlungen hat, auf einen Skorpion zu. Es sind die beiden Tiere, der Drache(Tierkreiszeichen aus dem Chinesischen Horoskop) und der Skorpion (abend-ländisches Horoskop), die die Gegensätze Ost und West verkörpern und gegeneinander antreten. Hinweise, wer dieses Kräftemessen gewinnen wird, gibt es nicht, auffällig ist jedoch, dass der Drache und die ihm zugeordneten Figuren zwei Drittel des Bildes einnehmen. Diese Aufteilung wird in der Variante ARP 3002 durch die auf der rechten Seite dominierenden farbigen Übermalungen verstärkt, während sie bei ARP 3010 mittels des warmen, gelben Sonnenlichts, das sich über die Szene legt, abgemildert und geschwächt wird.
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Drei von Vielen

(ARP 3002)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Drei von Vielen

(ARP 3010)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Stasi

Dieses Thema hat unmittelbar mit Pencks eigener Vergangenheit zu tun. Kurz vor seiner Übersiedelung in den Westen wurde in seinem Atelier eingebrochen und hunderte von Arbeiten, Fotos und Schriftstücken entwendet. Penck hatte also hautnah erfahren, was es bedeutet von der Staatssicherheit überwacht undschikaniert zu werden.

Die Druckvorlage zu „Stasi“ zeigt einen Adlermenschen, der den linken, pfeilförmigen Arm drohend erhoben hat und mit der rechten Klaue einem am Boden sitzenden Mann das Gesicht zerkratzt. Der Sitzende, über dem ein Vogel kreist, versucht zwar seine Linke gegen den Adlermenschen zu heben, vermag sich aber nicht zu schützen. Seine weit auseinander gespreizten Beine und seine Nacktheit unterstreichen seine Blöße und Verwundbarkeit: Sieger und Besiegter sind eindeutig festgelegt.

Bei der Mehrzahl der 13 Variationen des „Stasi“-Motivs sind die drei Figuren klar von dem weißen (ausgesparten) Hintergrund abgesetzt, und der Titelerscheint in breit gestrichenen Lettern mit auf der Leinwand (siehe das hiergezeigte ARP 4014). Die anderen haben einen dunklen Hintergrund, vor dem sich die Figuren in hellen Farben, wie bei einem Negativ abzeichnen (siehe ARP 4011). In allen Arbeiten, ob mit nachtschwarzem oder hellem Hintergrund, istjedoch der Schrecken, die Brutalität und der Drang nach totaler Überschauseitens des Adlermenschen als Symbol für die Stasi spürbar.
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Stasi

(ARP 4014)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Stasi

(ARP 4011)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Colosseum

Während alle anderen Motive und ihre Variationen auf Leinwänden mit denMaßen 130 x 160 cm gezeigt werden, hat Penck das Motiv „Colosseum“ – wohl in Anlehnung an die Ausmaße des römischen Kolosseums – auf Leinwänden mit den Maßen 180 x 240 cm gedruckt. Da die bedruckte Fläche mit dem Grund-motiv genau so groß ist, wie bei den anderen Arbeiten der Serie, bleibt imunteren Bilddrittel ein breiter Streifen zur freien Verfügung.

Die bedruckte Fläche zeigt einen in Pencks Oeuvre häufig auftauchenden männlichen Löwen, dem jedoch eine äußerst selten dargestellte Figurengruppe gegenüber gestellt ist: eine für Penck extrem naturalistisch dargestellte Mutter mit ihrem Schutz suchenden Kind. In seiner Auffassung von „Colosseum“, als Umkehrung der einst inszenierten Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen, ist es heute das einfache Volk, sind die Mütter und Kinder die Gehetzten und Schutz-bedürftigen, der Löwe steht als Symbol für die Mächtigen im Staate. Und amlinken oberen Bildrand nimmt auch die formelartige Strichmännchen-Gleichungmit den Figuren, deren Arme sich zu Pfeilen und Bögen formieren, dasKämpferische und Bedrohliche dieser Szene auf.

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Colosseum

(ARP 5012)
Acryl auf Leinwand
1990
180 x 240 cm

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Colosseum

(ARP 5012)
Acryl auf Leinwand
1990
180 x 240 cm

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Willst Du oder willst Du nicht

Stünde dieses Motiv nicht im Zusammenhang mit der Serie „Menschen und Tiere nach der Öffnung“, würde man nicht sofort auf die Beziehung zwischen Ost und West nach dem Mauerfall beziehen. Es macht jedoch den Eindruck, als wäre dieses Thema von ganz persönlichen Erfahrungen des Künstlers geprägt, um beispielhaft für viele andere Situationen zwischen Ost und West zu sein.

Vor einem Mann, dessen Kopf figürlicher ausgearbeitet ist als sein Körper, und der den Selbstporträts des Künstlers ähnelt, tanzt eine die Zunge zeigende, oder rauchende Pferdfrau mit wilden, fast erotischen Bewegungen. Sie blickt ihrGegenüber herausfordernd an und über ihr flattern zwei koboldartige Wesen, die lockend ihre Ärmchen ausstrecken. Der Mann dagegen hält mit seiner linken Hand ein Dreieck oder eine Pyramide vor sich, ein Zeichen für Standhaftigkeit und geistige Klarheit. Dass die Beziehung der beiden Figuren zueinander zwar eng, aber dennoch konfliktreich ist, versinnbildlicht das Symbol zwischen ihnen: der Ring, das Zeichen der Verbundenheit, besteht hier aus einem Oval, auf dem sich zwei kleinere Kreise wie zwei Planeten auf einer Umlaufbahn bewegen. Sie kommen sich näher und entfernen sich wieder, können die gemeinsame Bahn jedoch nie verlassen.

Auffallend ist bei den Variationen dieses Motivs, dass die verschiedenen Übermalungen fast gänzlichen in warmen Rottönen gehalten sind (ein Beispiel hierfür ist die Version ARP 6006). Die in Farbe, Form und Duktus hervorstechenste Übermalung ist die ebenfalls hier gezeigte Werknummer ARP 6002. Während alle anderen Arbeiten eher das Wilde, das Emotionale betonen, ist hier mittels der klar und farbig voneinander abgesetzten geometrischen Figuren dasBerechnende und Abgrenzende wiedergeben.
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Colosseum

(ARP 6002)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Colosseum

(ARP 6006)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Folge und Konsequenz

Dieses Motiv könnte als Fortsetzung von „Willst Du oder willst Du nicht“ inter-pretiert werden. Wieder steht ein Mann, der die Physiognomie Pencks trägt, einer weiblichen Gestalt gegenüber. Die Pferdfrau hat sich jedoch in einelächelnde, halbzahme Raubkatze verwandelt. Entweder schafft es der kleine Mann die Raubkatze mit seinen Gaben, nach denen sie die Krallen ausstreckt, zu domestizieren, oder es verhält sich umgekehrt: er versucht einige ihrerGaben zu erhaschen. Vielleicht ist mit dieser nicht eindeutig zu lesenden Geste aber auch ein gegenseitiges Geben und Nehmen gemeint, wofür das auch hier wieder auftauchende Ringsymbol sprechen würde. Denn aus den beiden sichumkreisenden Ringen ist einer geworden, der in der Variante ARP 7007 zur Iris eines großen, alles sehenden fliegenden Auges wird; und in der Variante ARP 7013 zum Zentrum des in warmem Gelb strahlenden Sonnenballs. Und dennoch bleibt bei aller Harmonie ein leiser Zweifel bestehen.

Durch den Größenunterschied der beiden „Partner“ wird eine gewisse Hierarchie unter ihnen deutlich. Ähnlich den mittelalterlichen Heiligenbildern, auf denen „unwichtigere“ Personen, wie z.B. die Stifter eines Bildes, bar jeglicher Relationen bedeutend kleiner dargestellt wurden, finden wir auch hier einenunnatürlichen Größen- und wohl auch Bedeutungsunterschied der beiden Figuren.
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Folge und Konsequenz

(ARP 7013)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Folge und Konsequenz

(ARP 7013)
Acryl auf Leinwand
1990
130 x 160 cm

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Ergebnis

Dieses Motiv beendet die Reihe. Zwei verschieden große Männer stehen einandermit ausgestreckten Armen und nach oben geöffneten Handflächen gegenüber. Was auf den ersten Blick als Umarmungsgeste gesehen werden kann, weist bei näherer Betrachtung einiges Konfliktpotenzial auf. Während die Geste desrechten Mannes erwartungsvoll zu sein scheint, verweist der linke Mann auf seine leeren Hände. Und die Mimik beider Männer mit den verbissen geschlossenen Strichmündern, die bereits im Siebdruck vorgegeben sind, und in allen Übermalungen (wie auch bei ARP 8007) beibehalten werden, zeugt eher voneiner hart geführten Auseinandersetzung, denn von freundschaftlicher Ver-bundenheit. Auch die Symboltiere unter den Figuren deuten dies an. Das für seineGefräßigkeit bekannte Krokodil geht zähnefletschend auf die gut gepanzerte, schwer zu knackende Schildkröte zu.

Zwischen den beiden Hauptfiguren befindet sich ein Symboltier, das die Beziehung der beiden zueinander, oder aber den Staat, in dem sie leben, verkörpert. Aus einem edlen Wappentier, wie es einmal der doppelköpfige Adler gewesen ist, wurde ein mageres, kleines, gerupftes Hühnchen. Beide Schnäbelchen dieses eindeutig weiblichen und mittig durch eine rote Zickzacklinie (siehe ARP 8007) geteilten Tieres sind weit geöffnet, so dass auch hier das umgedrehte Bibelwort „Nehmen ist seliger denn Geben“ veranschaulicht ist.

Das „Ergebnis“ als letztes Motiv der Serie scheint folglich höchst fraglich. Dies zeigt auch die Gleichung, die hinter dem rechten Mann aufgestellt ist: mit ihren Größer-, Kleiner-, Plus- und Multiplikationszeichen sowie den drei Unbekannten erklärt sie, dass die Aufgabe noch nicht gelöst wurde.

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Ergebnis

(ARP 8007)
Acryl auf Leinwand
1990
160 x 130 cm

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