Die Landschaft ist nicht nur eines der wichtigsten Bildthemen der Kunst seit dem späten Mittelalter, sondern von Anfang an auch eines der zentralen Ausdrucksmedien der Fotografie: auch sie bildet Landschaft nicht ab, sondern stellt sie dar. Dabei ist es nicht die Natur allein, die anhaltend zur Darstellung reizt, es ist vielmehr die Naturverbundenheit des Menschen, die das Thema Landschaft aufschließt. Mit der dramatischen Ausdehnung objektiver Handlungsspielräume in der modernen Welt verbindet sich ein Entfremdungsprozess, der Natur und Landschaft zu Sehnsuchtsorten macht.
Während sich die Technik von den Naturgewalten emanzipiert, wird umgekehrt die Nähe zur Natur zum Gradmesser möglicher Glückserfahrung im menschlichenSelbstdeutungshaushalt. Die Natur erscheint hier, im Unterschied zum phänomenalen Naturbegriff von Wissenschaft und Technik, als Resonanzraum von Subjektivität mit einem breiten Spektrum bildhafter Denk- und Verstehensformen. Natur wird zu einer positiv besetzten Herkunftsmetapher und Natürlichkeit zu einem emotionalen Leitbegriff für das verlorene Glück. Die exotische Landschaft vor allem generiert solche mentalen Bilder. Charles Darwin ist es so ergangen, als er zum ersten Mal seinen Fuß in den brasilianischen Urwald setzte, Bruce Chatwin hat der wüsten Landschaft Patagoniens ein literarisches Denkmal der metaphysischen Suche nach sich selbst gesetzt. In diesem anthropologischen Sinne möchte man auch die Landschaftsdarstellungen Werner Pawloks deuten und verstehen.
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