Andreas Baumgartl / Galerie für Zeitgenössische Kunst

 

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ab 14. Oktober 2004

KAROLINE WITTMANN - MALERIN DER ERSTEN STUNDE

Die Atelier-Wohnung der Münchner Malerin Karoline Wittmann in Thalkirchen gibt es noch heute. Als wir das letzte Stockwerk des Mehrfamilienhauseserklommen haben, öffnet uns der Sohn der Künstlerin, Paul Maria Wittmann, die Wohnungstür. Er, der hier geboren und aufgewachsen ist, bittet uns herein und führt uns in eine längst vergangene Zeit. Ihm ist es zu verdanken, dass diese Zeitreise möglich ist, und dass der Schatz, der sich in der Wohnung befindet, bis heute unversehrt geblieben ist. In jahrelanger Arbeit und mit liebevoller Hingabe hat sich Paul M. Wittmann um den Nachlass seiner 1978 verstorbenen Mutter gekümmert. Und so befindet sich das Oeuvre von über 300 Ölgemälden, Papierarbeiten,Skizzen und einigen Druckgraphiken in tadellosem Zustand. Alle Arbeiten sindgereinigt, gerahmt und in einem Werkverzeichnis aufgeführt. Viele von ihnen hängen an den Wänden des Atelier-Wohnzimmers und strahlen, als hätte sie die Malerin erst kürzlich dort aufgehängt. Überhaupt wirkt alles in der Wohnung - die Möbel, die Vasen und Schalen, die Staffelei mit der Palette, den Pinseln, den Tuben und Tiegeln -, als wäre man an einem Abend Mitte des letzten Jahrhunderts zu Gast bei Karoline Wittmann. Und man erwartet förmlich, dass sich im nächsten Moment die Türe öffnet, und die Malerin den Raum betritt. So geschehen an einem Frühlingsabend im Jahr 2004.
Nachdem wir das gesamte Werk betrachtet hatten und uns einig darüber waren, im Herbst eine große Einzelausstellung in der Galerie Andreas Baumgartl zu machen, beschlossen wir, ein wenig von dem Gefühl, das wir beim Betreten der Wohnung verspürt hatten, auch den Besuchern der Ausstellung zu vermitteln. So wird die Galerienicht nur mit ca. 90 Ölbildern die größte Ausstellung von Karoline Wittmann prä-sentieren, sondern auch das Atelier der Künstlerin im Schaufenster „nachstellen“.
Den Rest des Abends verbrachten wir damit, den Erzählungen von Herrn Wittmann aus dem Leben seiner Mutter zu lauschen.

Von jeher war es für Frauen deutlich schwerer als für Männer, Anerkennung und Erfolg in der Bildenden Kunst zu erlangen. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bedeutete es für eine Frau, die ihre Gabe und ihr Können als Künstlerin zu ihrem Beruf machen wollte, meist gleichzeitig, auf ein Leben als Ehefrau und Mutter verzichten zu müssen. Nicht von ungefähr rührt es her, dass wir bis heute im Grunde nur drei international bedeutende deutsche Künstlerinnen des vergangenen Jahrhunderts kennen, Käthe Kollwitz, Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter; obwohl andererseits mehr Frauen denn je zumindest die Möglichkeit zu einer künstlerischen Ausbildung hatten. Denn seit 1918 öffnete man in Deutschland die staatlichen Kunstakademien auch für Frauen.
Selbst noch in den nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Künstlervereinigungenwar es für die oft als „Malweiber“ bespöttelten Künstlerinnen schwer, sich nebenihren männlichen Kollegen zu behaupten. Und darüber hinaus, einem weitverbreiteten gesellschaftlichen Phänomen folgend, setzten sich diese Intrigen und hierarchischen Rangeleien auch in den eigens gegründeten Frauengruppierungenfort. Karoline Wittmann wurde nach eigenen Angaben nicht selten Opfer so gearteter Auseinandersetzungen und Kämpfe – und sie litt darunter.

Das Leben von Karoline Wittmann, die am 26. Februar 1913 in München geborenwurde, ihre Familiengeschichte und ihren Werdegang beschreibt Matthias Arnoldsehr ausführlich und einfühlsam in seiner Monographie „Karoline Wittmann – Lebenund Werk der Münchner Malerin“. Hier seien nur einige wenige Daten undEreignisse aus ihrem Leben erwähnt.

Nachdem Karoline Wittmann 1945 ihr Studium beendet hatte, gab ihr Ehemann, der als Gefreiter trotz Verwundungen den Krieg überlebt hatte, den angestrebten Beruf eines freien Bildhauers auf. Er verdiente nun das Geld für die kleine, mit derGeburt von Paul Maria im Jahre 1946 gewachsene Familie mit Restaurierungen und Kunstgewerbetätigkeiten. So ermöglichte er seiner Frau, nach der „Babypause“,ihren Weg als freie Malerin weiterzugehen.
Neben ihrer täglichen Arbeit an der Staffelei, die sie streng diszipliniert von 9 bis 12 Uhr und nachmittags je nach Tageslicht von 14 bis 17 Uhr einhielt,engagierte sich Karoline Wittmann als Mitglied in den Anfangsjahren des BBK (Berufsverband Bildender Künstler) – gegründet 1948, der GEDOK (internationaleVereinigung für bildende Künstlerinnen) und in der NMKG (Neue Münchner Künstlergenossenschaft) in München. Von 1949 bis 1960 war sie alljährlich bei der „Großen Münchner Kunstausstellung“ mit neuen Werken bei der NMKGvertreten. Einen Höhepunkt bedeutete Mitte der 50er Jahre für sie die Beteiligung an der Wanderausstellung der GEDOK „Contemporary Women‘s Painting In Germany“, mit Stationen in Bombay, New Dehli und Kalkutta, sowie die Ausstellung im Haus der Kunst „München 1869 bis1958 – Aufbruch zur modernen Kunst“, die im Rahmen der 800 Jahr-Feiern in München zu sehen war. Dort hing neben Werken von Picasso, Pechstein, Nolde etc. der großformatige„Jongleur“ von Karoline Wittmann.
Als die große und bedeutende Welle der gegenstandslosen Malerei, die AbstrakteKunst, in den folgenden zwei Jahrzehnten die Kunstwelt zu überrollen begann, gerieten die „Maler der ersten Stunde“, die mit ihrer Form- und Farbgebung, sowie den Bildthemen stets dem Gegenständlichen verhaftet blieben, mehr und mehr in Vergessenheit. Als eine ihrer wichtigen Münchner Vertreterinnen ereilte auch Karoline Wittmann dieses Schicksal. Erst Mitte der 90er Jahre begann sich wieder ein verstärktes Interesse an der Epoche, den Werken und den Künstlern der so genannten „Verschollenen Generation“ und den „Malern der ersten Stunde“zu regen.

Karoline Wittmann ist den Lehren der französischen Vorbilder, die sie vor allem bei Julius Heß an der Akademie erhalten hatte, stets treu geblieben. Auch wenn sie dadurch niemals als zeitgemäß oder modern angesehen wurde, weder währendihrer Ausbildungszeit, in der diese Lehren als „undeutsch“ und „entartet“ verpönt und verboten wurden, noch nach dem Kriege - der Hauptschaffenszeit der Malerin - als sich Künstler, Sammler und Kritiker fast ausschließlich mit derAbstrakten Kunst beschäftigten. Während sich fast alle Künstler, auch die Vertreter der so genannten „Verschollenen Generation“, oftmals auch ohne Erfolg um die Zergliederung, die Auflösung alles Figurativen und Gegenständlichen mühten, beschäftigte sich Karoline Wittmann weiterhin mit der Darstellung der sichtbaren und erkennbaren Welt, ohne sie jedoch naturgetreu abzubilden. Die Schönheit ihrer Bilder liegt in der harmonischen und sinnbildlichen Ausgewogenheit von Farbe, die in den verschiedensten Schattierungen und Nuancen erscheint, und den klaren, einfachen Formen, verbunden durch einen viel-schichtigen, aber ruhigen Duktus.
Lange Zeit hatte die Kunstgeschichte keine Bezeichnung für die Malerei, die, auf Cézanne fußend, vor allem die Farbe zum Wesentlichen erhebt. Erst in den 1990er Jahren fand man in der Fachliteratur für diese Malerei Umschreibungen wie „ausdrucksstarker Realismus“ oder, nach Dr. Gerhard Schneider, „expressive Gegenständlichkeit“ oder, nach Dr. Rainer Zimmermann bzw. Dr. Ingrid von der Dollen, „expressiver Realismus“. Einig sind sich die Kunsthistoriker wohl alle in dem, was sie meinen: Ausdrucksstark oder expressiv sind die Farben und die Handschrift des Malers. Realistisch sind die Bilder, weil die dargestellten Sujets so wiedergegeben sind, dass der Betrachter erkennen kann, wie der Maler sie sah.

Das Gemäldeoeuvre Karoline Wittmanns weist die unterschiedlichsten Themen und Gattungen auf, die sie stets weiterentwickelte und auch miteinander verband. So lassen sich in ihren Bildern sehr häufig fließende thematische Übergängefinden. Porträts werden zuweilen durch Stilleben ergänzt, „Natura Morta“-Darstellungen wiederum werden von Blumenstücken „belebt“ oder mithilfe eines (toten) Tieres „vervollständigt“. In zahlreichen Landschaften erscheinen Menschen und Tiere, und Personengruppen werden in Interieur-Ansichten gebettet. Diese„interdisziplinären“ Übergänge zeigen die Überzeugung Karoline Wittmanns, dass Menschen, Tiere, Pflanzen, Dinge, Landschaften und Räume immer zueinanderund miteinander in Verbindung stehen. Ihre Freude an diesen Verbindungen drückt sich auch in den vielfigurigen Menschenansammlungen, den Szenen aus der Welt des Theaters, des Zirkus und der Rummelplätze aus, die einen kleinen, aber ganz besonderen Teil ihres Werkes ausmachen. Und somit sind die Bilder von Karoline Wittmann nicht nur als Kunstwerke per se zu betrachten, die Malerin erzählt mit ihnenauch in liebevoll-dokumentarischer Weise von einer längst vergangenen Zeit.

Im Alter von 65 Jahren starb Karoline Wittmann am 15. März 1978 in München. Im letzten Jahrzehnt ihres Lebens hatte sie aufgehört zu malen. Zum einen, weil sich ihr Gesundheitszustand zusehends verschlechterte, zum anderen, weil sie nach ihrem eigenen Empfinden ihr künstlerisches Lebenswerk vollendet hatte.
 


 

 

 

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Stilleben mit Alpenveilchen
Öl auf Hartfaser
1948
68 x 63 cm
Monogrammiert
WVZ 1948/3
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Mutter mit Kind
Öl auf Leinwand
1958
66 x 45 cm
Monogrammiert
WVZ 1958/8

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Selbstbildnis als Halbakt
Öl auf Leinwand
1948

70 x 53 cm
Signiert
WVZ 1948/5
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Karoline Wittmann

Trauung
Öl auf Hartfaser
1961

50 x 66 cm
Monogrammiert
WVZ 1961/15
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Pferderennen
Öl auf Leinwand
1960

60 x 70 cm
Monogrammiert
WVZ 1960/9
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Oktoberfest
Öl auf Leinwand
1962

49 x63 cm
Monogrammiert
WVZ 1962/37
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Schloß Nymphenburg
Öl auf Leinwand
1961

60 x 80 cm
Monogrammiert
WVZ 1961/2
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Stilleben mit Hummer und Auster
Öl auf Pappe
1953

27 x 36 cm
Monogrammiert
WVZ 1953/8
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Karoline Wittmann

Wanderzirkus

Öl auf Leinwand
1958

55 x 80 cm
Monogrammiert&Datiert
WVZ 1958/26
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Stilleben mit Gemüse
Öl auf Leinwand
1959

49 x 63 cm
Monogrammiert
WVZ 1959/4
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Bei den Schafen (Streichelzoo)

Öl auf Leinwand
1960

50 x 65 cm
Monogrammiert
WVZ 1960/17
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Karoline Wittmann

Auf einer Schiffschaukel
Öl auf Leinwand
1959

101 x 65 cm
signiert
WVZ 1956/5
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Karoline Wittmann

Am Chinesischen Turm

im Winter
Öl auf Leinwand
1959

45 x 75 cm
Monogrammiert
WVZ 1959/29
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Apfelblüten
Öl auf Leinwand
1937

47 x 37 cm
Monogrammiert
WVZ 1937/7 N
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Zwei Frauen in einer Coctailbar
Öl auf Leinwand
1958

66 x 47 cm
Monogrammiert
WVZ 1958/17
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Stilleben mit Sonnenblumen
Öl auf Leinwand
1958

70 x 45 cm
Monogrammiert
WVZ 1958/5
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Sonnenblumen
Öl auf Leinwand
1960

70 x 45 cm
Signiert
WVZ 1955/10
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