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Der Luzerner Künstler Bruno Müller-Meyer befragt die Malerei als künstlerische Praxis aus der Perspektive eines distanzierten Umgangs mit ihr. Er holt die Malerei auf den Teppich - stellt Spannteppiche aus, malt auf Teppichen, verknüpft Teppiche und Oelbilder zu neuen Einheiten -, transformiert den Malprozess zu einem Teilelement konzeptioneller, situativer und aktionistischer Kunst. Damit überschreitet er nicht nur die Immanenz der eigenen Malpraxis, sondern weitet seinen künstlerischen Gegenstand auf die Konstellation ‘Kunst und Oeffentlichkeit’ aus. Die forcierte Zweckentfremdung und Funktionsveränderung durch das Malen auf Teppich ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Müller-Meyers künstlerisches Interesse. Es ist das Interesse dessen, der auf eine Spur stösst, sie registriert, ihr nachgeht, von ihr aus einen neuen, produktiven Prozess in Gang bringt. Die Teppichspur führt ins "Leben" zurück, schafft den Bezug zu Alltag, kulturellem Habitus, Sauberkeitsritual, Wohnstandard, Privat- und Intimsphäre. Malen kann dabei ein - signifikanter - Teil künstlerischer Aktion sein, wie seine Bilder ein sichtbares Resultat, ein visuelles Dokument künstlerischer Handlung. Aber der situative und aktionistische Aspekt ist derart wichtig, dass er zur Arbeit des Künstlers gehört und diese erst auf einer elementaren Ebene konstiuiert. Während der Teppich beginnt, eine Alltagsgeschichte (die immer auch eine Schmutz-und Hygienegeschichte ist!) zu erzählen, so ist die narrative Komponente auch in den daraufgemalten Motiven wichtig in ihren assoziativen Momenten und zu Konnotationen reizenden Details. Und schliesslich ist für Müller-Meyers künstlerische Praxis als eine weitere Erzählebene der aktionistische Ereigniszusammenhang seiner Arbeit sehr aufschlussreich. So ordnen sich einzelne ‘Geschichten’ den einzelnen Werkkomplexen zu, wie den "Galeriebodenstücken", den "Innerschweizer Dorfplätzen", den "Schwarzwald-Bildern", den Berglandschaften der "Schweizer Viertausender", den Luzerner oder Zürcher Porträtaktionen sowie den Bildern auf den Foyer-Teppich des Luzerner Theaters. Es handelt sich um Projekte, die künstlerische und gesellschaftliche Felder miteinander verknüpfen. Der Ereignischarakter beruht auf der Grenzüberschreitung der einzelnen Felder und markiert stets ein künstlerisches Experiment. Seine Geschichte ist integraler Teil der Werkgeschichte, keine blosse entstehungsgeschichtliche Anektote, welche die Arbeiten nicht tangiert. Im Spiel mit der Jedermannperspektive von Müller und Meyer sucht er die Orte auf, an denen Müller und Meyer zuhause sind und an denen sie sich heimisch fühlen. Es gibt keine Distanz zum kunstlosen Raum, weil der Künstler sich auf jene Wirklichkeit einlässt. In dem Masse, wie das Malen auf dem Teppich permanenter Umgang mit sperrigen, sich dem Farbauftrag und Pinselstrich widersetzenden Materialien ist, verliert die künstlerische Aktion niemals ihre Bodenhaftung. Malerei ist anlassgebunden und einbezogen in einen über sie hinausgreifenden, aber zugleich von ihr ausgelösten und am Ende auf sie zurückführenden Prozess. In den verschiedenen Projekten bündelt der Künstler seine unterschiedlichen Aktionsebenen, welche die Grenzen von Kunst und Alltag in alle möglichen Richtungen überschreiten und doch ihren Ausgangspunkt, das Malen, niemals verleugnen. Malerei wird trotz aller Zufälligkeit der Konstellation (der Begegnungen und der Umstände der Arbeit) bis zu einem gewissen Grade sogar wieder als eine Praxis deutlich, die ihre selbstreflexive Kraft in dem Moment wiederfindet, in dem sie einen dialogischen Prozess initiiert. Malerei ist am Ende bei Müller-Meyer nicht nur eine wesentliche Komponente konzeptioneller Kunst, sondern gewinnt als konzeptionelles Element ihre kraftvolle, unverwechselbare Sprache zurück.
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1952 |
in
Luzern geboren, lebt in Kastanienbaum/LU |
1976 |
Ecole
des Beaux Arts in Genf |
1977-82 |
Studium
der Philosophie, Germanistik und
Kunstgeschichte an der Universität Zürich |
1984 |
Doktorat
mit einer Arbeit über die deutsche Frühromantik |
1989 |
Mitbegründer
der Kunsthalle Luzern |
1995-99 |
Dozent
für Philosophie und Kunsttheorie an der HGK
Luzern |
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Einzelausstellungen: |
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2002 |
Kunstpanorama
Luzern "Retro" |
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Galerie
Urs Meile, Luzern "2002" |
2002 |
Linc
Real Art, San Francisco |
2001 |
Galerie
Andreas Baumgartl, Muenchen |
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Galerie
Dos Coimbras, Braga, Portugal |
2000 |
Galerie
Urs Meile, Luzern |
1999 |
Gemeindegalerie
Benzeholz Meggen, »Luzerner Theater« |
1998 |
Galerie
Hammelehle und Ahrens, Stuttgart |
1997 |
Kunstmuseum
Luzern, Bar 57, Luzern »Porträts und
Lieblingsmotive« |
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Galerie
der schönen Frauen, bei Grieder les Boutiques,
Luzern |
1996 |
Galerie
Meile, Luzern |
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GHL
Middelburg, NL |
1995 |
Galerie
Hammelehle und Ahrens, Stuttgart |
1994 |
Kunsthalle
Stuttgart, "Schwarzwaldbilder", im
"Drei Mohren" in Stuttgart, im
"Berghotel Mummelsee", im
"Schwarzen Adler" in Steinach, im
"Ochsen" in |
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Kniebis
und im "Schwarzen Adler" in
Tiefenbronn |
1993 |
Gasthaus
Bären Rothenburg, "Dorfplatzbilder"
(Organisation Galerie Meile) |
1992 |
Galerie
Meile, Luzern (Katalog) |
1991 |
Kunsthalle
Luzern »Hundert Gönnerporträts« |
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Gruppenausstellungen
(Auswahl): |
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2000 |
"Kontext"
Kunsthalle Kornwestheim/Kleihues-Bau/Galerie
in Kornwestheim,/D |
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"Face-àFace"
- Eine Portraitausstellung, Luzern,
Kunstpanorama |
1999 |
Galerie
Brigitte Weiss, Zürich (mit Caro Niederer) |
1998 |
Milch-Gallery,
London (mit Caro Niederer und Andreas Rüthi -
Katalog) |
1997 |
Szene
Luzern, Reithalle Bern |
1996 |
Galerie
Urs Meile, Luzern "Sommerlust" |
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LISTE
96 - The Young Art Fair in Basel (Galerie Urs
Meile) |
1995 |
"Kunstwinter",
Luzern |
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ART
COLOGNE (Galerie Meile) |
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"Stockholm
Smart Show" (Galerie Hammelehle und
Ahrens) |
1994 |
Galerie
Pablo Stähli, Zürich (mit Rolf Winnewisser) |
1993 |
"Unfair
93", Köln, Galerie Meile |
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Galerie
Meile, Luzern, "Cocktail" |
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Kubinski
Gallery, New York "Kunsthalle Luzern - a
Swiss Institute" (mit Stefan Banz) |
1991 |
Galerie
Pablo Stähli, Zürich (mit Rolf Winnewisser) |
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Nassauischer
Kunstverein, Wiesbaden D, "Vom Röstigraben" |
1990 |
Atelier-
und Galeriekollektiv Wuppertal D, "Reuss-Künstler
aus Luzern" |
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(Katalog) |
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Shedhalle
Zürich, "Spiel der Spur", (Katalog) |
1988 |
Art
19 Basel, "Perspektive 88" |
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